Konduettina in der Hessenschau am 7. Feb 2009
Quatsch mit Oper, wie man ihn noch nicht gehört hat. Hessischer Humor in Bestform.

Konduettina in Divenalarm 7 Minuten-Zusammenschnitt

  • Badische Neueste Nachrichten
    Es singt das Niveau
Die drei hessischen Opern-Diven von Konduettina haben es nicht leicht. In Zeiten von Finanznot und Kulturverdrossenheit wird ihnen kurzerhand ein schmieriger Berater von McGrinsey auf den wohlgeformten Resonanzkörper gejagt, der mit Anglizismen, Schönfärbereien und kruden Marketingideen nur so um sich wirft. Die Performance muss kicken, der Approach zur Show publikumsorientiert sein. Denn hier geht es schließlich um den USP. Alles klar? Kern der Sache: Wollen die Damen von Welt der Arbeitslosigkeit und dem schnöden Hartz-IV-Elend entgehen, müssen sie ran ans Volk und das Musiktheater möglichst locker-flockig an den Mann respektive die Frau bringen, damit die Häuser wieder voll werden. Einfache Erklärungsformeln wie "Duett ist, wenn zwei Frauen gleichzeitig singe, und keine tut ?s störe" und eine Arie der Königin der Nacht in der Zuhörer im Stile Wolfgang Petrys "Hölle, Hölle"-Einwürfe skandieren dürfen, um mittendrin statt nur dabei zu sein, inklusive. Überhaupt wird das Publikum in "Divenalarm" immer wieder ins Geschehen einbezogen. Gerade Martha Pfahl (Martina Schmerr) "babbelt wie ihr dieSchnut gewachse is" und sucht buchstäblich den kirekten Kontakt zur Basis. Auch Brunhilde von Krudewitz (Bettina Hackenspiel) und Carmen Kühnhals (Kerstin Kuschik) vom "MOEKF", dem "mobilen Opern-Einsatzkommando Frankfurt" gestalten den Abend höchst abwechslungsreich aus. Da wird "Daphne" kurzerhand als erstes vertontes Stalking-Opfer in der Musikliteratur betitelt, werden Bilder von Roberto Blanco und Otto Waalkes in einer neu betexteten Arie aus Mozarts "Cosi fan Tutte" vokal angehimmelt und die Hypochonder in den eigenen (Opern-)Reihen enttarnt. "Meine Damen und Herren, hier singt ... das Niveau", wie Konduettina selbst augenzwinkernd und mit viel Wortwitz einräumen. Doch mal im Ernst: Derart frech parodiert und geschickt in kabarettistischen Seitenhieben auf die Arbeitswelt und den allgemeinen Optimierungswahn gespickt, durfte man die schöne bunte Opernwelt selten erleben. Im gut besuchten Sandkorn-Studiotheater gibt es völlig zu Recht viel Applaus für die drei Vokalakrobatinnen, die selbst vor Liedern in Mundart und Jodlern nicht zurückschrecken, sofern es der Sache dient. Hut ab. (Elisa Reznicek)

  • Offenbach Post
    Diven-Dreier im Bildungseinsatz
Was passiert mit drei ausgemusterten Diven, die von den Beratern von "McGrinsi" dazu verdammt sind, als Mobiles Operneinsatzkommando Frankfurt durch die Lande zu touren? Sie werfen sich in bunte Bühnenfummel, enttarnen Sarastro als Teletubbie, bescheren Motzarts Königin der Nacht einen Auftritt in Darth-Vader-Manier und erklären in einem Satz, was ein Duett ist: "Das ist, wenn zwei Fraue gleichzeitig singe, und keine tut’s störe".
Wo Opernfans die Haare zu Berge stehen, kommt der Laie bei "Divenalarm", dem neuen Programm von "Konduettina", aus dem Lachen kaum heraus. Rossini, Verdi und Co. kriegen von Martina Schmerr, Kerstin Kuschik und Bettina Hackenspiel im Gallustheater ebenso ihr Fett weg wie Roberto Blanko, Otto Waalkes oder Xavier Naidoo. Wenn die in breitem Hessisch durch den Abend führende Schmerr alias Martha Pfahl und ihre Kolleginnen mit dem Fleischwolf wedelnd "Die Zauberflöte" interpretieren, ihr Hochlied auf Botox in eine bayerische Schuhplattlermelodie verpacken oder über Neues aus der Oper informieren, ist das nicht nur ein akustisches Vergnügen – alle drei haben ausgebildete Stimmen –, sonder ein optischer Genuss. Das gilt auch für den werbewirksamen Auftritt im lila Milka-Kleid, zu dem das respektlose Damentrio sein Sponsorenlied intoniert.
Was noch passiert an diesem schrillen Abend, bei dem sich Gesang und Gags im Sekundentakt ablsen? Schmerr präsentiert Jacopo Peris "Daphne" als Stalkingopfer, bescheinigt dem Publikum opernpädagogischen Förderbedarf. Kuschik und Hackenspiel schmettern in Duschvorhang und Badelatschen das Trinklied aus "La Traviata". Minutenlanges Getrampel und Beifall belohnt den zweieinhalbstündigen Streifzug – wie sich’s für Diven gehört.

  • Frankfurter Neue Presse
    Operndiven rechnen mit anderem Geschlecht ab
Die Lust an der Parodie kennzeichnete einen ganz und gar ungewöhnlichen Opernabend, den das Publikum am Donnerstag im Stadtmuseum erleben durfte. Das Frankfurter Ensemble Konduettina gastierte mit seinem neuen Programm "Verdi, oder was?" in der Kreisstadt.
Große Melodien der Opern- und Musikgeschichte wurden von dem weiblichen Trio zerlegt, bis von dem hehren klassischen Kanon kaum mehr etwas übrig blieb: Die berühmten italienischen Opernkomponi-sten Verdi, Bellini und Rossini, aber auch Mozart mussten dran glauben. (...) Man musste kein Opernfreund sein, um diesen Abend im voll besetzten Stadtmuseum genießen zu können. Denn das komische Spektakel wartete mit brillianten Darstellerinnen auf, die nicht nur durch ihre operngeschulten Stimmen überzeugten, sondern auch eine gehörige Portion an kabarettistischem Talent aufwiesen.(...) Die "spritzigen Opernparodien auf sechs Beinen" – so die Vorankündigung – begeisterten das Publikum, das die drei Darstellerinnen mit großem Applaus und vielen Lachern belohnte. Und das, obwohl der bissige Humor der Vorstellung teilweise scharf werden konnte und auch mal unter die Gürtellinie zielte. (...) Mit sprühendem Gestus wurde noch zum Rundumschlag auf das Geschlechterverhältnis ausgeholt. Dies alles bei bester musikalischer Unterhaltung. Das Trio wilderte im Revier des für unantastbar geltenden bürgerlichen Opernkanons und meisterte den "Angriff" auf feindliches Terrain mit Witz und Bravour.

  • >Frankfurter Rundschau
    Singende Eizellen
Wer schon immer aus einfühlsam femininer Sicht wissen wollte, welchen Stellenwert die Gattung Oper in der Gesellschaft einnimmt, ist bei Konduettina goldrichtig.
" Oper ist die permanente Vertonung des Austauschs von Körperflüssigkeit" erfährt das Publikum von drei singenden und spielenden Damen, denen kein Thema zu heilig ist, um es in zweckentfremdeten Opernpartien persiflierend zu besingen. Die beiden Operndiven Kerstin Kuschik und Bettina Hackenspiel hatten sich für die deftige Lehrstunde unter dem Motto Verdi, oder was? mehrfach in Schale geworfen. An-fangs verkitscht bunt gekleidet wie eine Badezimmerdekoration der 70er Jahre, später wie Lieblinge des Musikantenstadels sich im Bühnenlicht wiegend, durchstreiften die beiden Gesangstalente Untiefen weiblicher, leicht unterleibslastiger Denkarten (...)
Martina Schmerr mimte als Pianistin das Opernorchester zuverlässig (...) und glänzte als Moderatorin: In tiefstem hessischen Akzent ging sie offenherzig mit ihrer Sorge um die stündlich abnehmende männliche Zeugungskraft um und klärte über die "devolutionäre Entwicklung" der Männerspezies vom Weichei zum "impotenten Prinzen" auf. Sie moderierte auch skurrile Szenen wie die Ruderfahrt zweier singender Eizellen in Offenbachscher Opernmanier. Ein unterhaltsamer Abend.

  • Frankfurter Allgemeine Zeitung
    Tratschweiber am Fenster
Der Herr aus dem Publikum lag schon ganz richtig. "Was ist unser eigentliches Thema?" "Sex" kam es wie aus der Pistole geschossen aus der ersten Reihe. Dabei meinte Martina Schmerr natürlich die Oper. Aber auch da gehe es ja schließlich "immer nur um Sex, den Austausch von Körperflüssigkeiten". Und wer die Damen von "Konduettina" mit ihrem Programm "Verdi oder was?" im Frankfurter Gallustheater erlebt hat, ist geneigt, ihnen zu glauben. Ob Mozart, Rossini, "Guiseppe Spermis" Duett aus "Don Carlos" oder Offenbachs "Barcarole", die beiden ausgebildeten Sängerinnen Bettina Hackenspiel und Kerstin Kuschik sowie Martina Schmerr am Klavier finden in ihren Parodien immer den frivolen Dreh (...).
Doch beschränkte sich "Verdi oder was?" auf solcherlei Humor, es ginge einem schnell auf die Nerven, trotz allerlei munterem Kostümzauber, Sangeskunst und Seitenhieben auf die feierlichen Gesten auf der großen Bühne. Dass "Konduettina" jenseits von drastischen Albernheiten das Publikum bei Laune halten kann, zeigt das Frankfurter Trio auch in anderen Genres.
Wenn Sie zu dritt als ABBA a cappella "Honig, Honig" intonieren, zwei Tratschweiber am Fenster den alten Sachsenhäuser Gassenhauer "Der Herr Rauscher aus der Klappergass’" zum besten geben oder stilecht im Chor bayrisches Liedgut, beweisen sie auch da durchaus komisches Talent.

  • Butzbacher Zeitung

Barcarole mit Badekappen und Flossen

... Die großen Melodien von Verdi, Belli, Rossini, Offenbach, Mozart parodiert zu sehen, ist nicht jedermanns Sache. Aber wie sie es machten, fegte alle Bedenken hinweg. Mit kräftigen, geschulten, hin und wieder schrillen Stimmen schmetterten sie bekannte Arien so gekonnt und witzig mit Wort, Gestik und Mimik drapiert, ins Publikum, dass ihnen nur Applaus entgegen schlug. Offenbachs "Barcarole" mit Badekappe auf dem Kopf und Gummischwimmflossen rudernd, oder "Guiseppe Spermis" Duett aus "Don Phallos", das war schon den Hinsehens und -hörens wert. Zu einem weiteren Höhepunkt gestaltete sich die Persiflage von ABBA, im entsprechenden hautengen gländzenden Kostüm, mit herrlich blödem Tedt: aus "Honey HOney" war "Honig Honig" geworden, a cappella von allen Dreien hinreißend gesungen. Auch die dezent verhohnepipelten bayerischen Laute und Texte nach Art des Musikantenstadls begeisterten, nicht minder der alte Sachsenhäuser Gassenhauer "Der Herr Rauscher aus der Klappergass".

  • Oberhessische Zeitung

Wenn Operndiven Feuer spucken

Zu Beginn in kitschig überladenem Rüschenrock, später als Musikantenstadlverschnitt, nahmen Konduettina den bürgerlichen Opernkanon aufs Korn. Schon bei den ersten Stücken zeigten sie sich skrupellos dabei, bekannte Opernthemen musikalisch durch den Fleischwolf zu drehen. (...) Dabei beschränkten sich Konduettina nicht auf das Terrain der Musik, sondern kamen beim Publikum auch mit ihren kabarettistischen Moderationen gut an. Mal sächselnd, mal hessisch nahmen sie vor allem das Gebiet der Geschlechterdiskussion ins Visier. (..) Das Publikum war sichtbar angetan vom scharfzüngigen Programm, dessen Konturen im harten Kontrast zum Ambiente der Lotzemühle deutlich zum Vorschein traten.

  • Mainzer Rheinzeitung

Die heilige Oper verulkt

Abgestürzt ist keiner. Nass gemacht haben sich alle, die da im Unterhaus aufs »Sprungbrettl« gehüpft sind. Aber mehr oder weniger stürmische Wogen des Beifalls haben die neue Kleinkunst-Generation sanft aufgefangen. Zum Auftakt der Reihe im Kultursommerangebot traten jetzt je dreißig Minuten an: ein Liedermacher, ein Kabarett, Sängerinnen und eine Clownin.
Weit übers Sprungbrettl-Stadium hinaus ist das muntere Trio »Konduettina« aus Frankfurt. Selbst in schrille papageienfarben gekleidet, bringt es neue Farben auf die Bühne: ausgebildete Sängerinnen, die sich nicht zu schade sind, die heilige Oper kräftig und bühnenwirksam zu verulken – und die auch »Abba« schrecklich schön verunglimpfen. Da stimmt alles – von den Chiffonkleidchen über die witzige Moderation in Hessisch bis hin zu richtigen Tönen unterm falschen Schnurrbart.

  • Allgemeine Zeitung Mainz

Konduettina im Mainzer "unterhaus"

Die Ankündigung versprach "ein witziges und spritziges Programm für Opernfans und solche, die es bestimmt nie werden wollten". Doch nach den Darbietungen dieses Abends war jeder auf die eine oder andere Art zum Opernfan bekehrt.
Die drei Musik-Conditeusen von "Konduettina" servierten in der heimeligen Kaffeehausatmosphäre des kleinen "unterhauses" luftiges Feingebäck des erhabenen Gesanges, garniert mit Sahnehäubchen der Ironie und Schokotupfern des Klamauks...